Für den Maisanbau steht fast ausschließlich nicht nachbaufähiges Hybridsaatgut zur Verfügung. Abgesehen davon, dass bei diesen Sorten die Transparenz der verwendeten Züchtungstechniken fehlt, ist der Nachbau gesetzlich verboten. Anders bei Populationen: Sie sind offen abblühend, heterogen und dürfen nachgebaut werden. Für den Ökolandbau stellen sie eine neue ernstzunehmende Alternative dar.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Hybridsorten und Populationen ist die Heterogenität. Pflanzen von Hybridsaatgut sind im Bestand i. d. R. alle genetisch gleich, Maispopulationen hingegen enthalten Pflanzen mit unterschiedlichem Aussehen und Eigenschaften. Sie sind genetisch deutlich vielfältiger als Hybriden und haben dadurch ein höheres Puffervermögen, wenn es zu Stress oder ungünstigen Standortverhältnissen kommt. Sie sind ertragsstabiler besonders bei ungünstigen Standortbedingungen und tragen zur Risikominimierung bei. Allerdings liegt ihr Ertragsniveau bei Körnernutzung zwischen 75 – 85 % von aktuellen Hybriden, im Mittel bei ca. 80 %. Bei Grün- und Silonutzung kann das Ertragsniveau bis zu 100 % vergleichbarer Hybridsorten erreichen.
Seit 01.01.2022 ermöglicht die Neue Eu-Öko-Verordnung (EU 2018/848) die Notifizierung von Ökologischem Heterogenem Material (kurz: ÖHM) und somit das EU-weite Inverkehrbringen von Populationen.
Notifizierte Populationen
Es stehen drei Populationen von der relativ jungen Züchtungsforschung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der Forschung & Züchtung Dottenfelderhof (FZD) und der Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) zur Verfügung.
EVOLINO
EVOLINO der GZPK ist eine robuste und wüchsige, aber standfeste Futtermais-Population zur Nutzung als Grün-, Silo- oder Körnermais. Mit (S/K ca. 250) gehört sie zum etwas später reifenden Sortiment. Er zeigt eine hohe Ertragsfähigkeit und -stabilität.
ALMITO
ALMITO der FZD ist eine mittelfrühe (S/K ca. 240) Maispopulation mit guter Eignung zur Grün-, Silo- und Körnernutzung. Die Population überzeugt durch eine rasche Jugendentwicklung und hohem Ertragspotenzial und stabilen Erträgen sowie guter Standfestigkeit und Kolbengesundheit.
TAMBUDZAI
TAMBUDZAI der LfL ist eine leistungsstarke, genetisch sehr breit aufgestellte Maispopulation aus dem früheren Reifebereich (S/K ca. 230). Wüchsig in der Jugend, schließt sie schnell den Bestand, weist eine gute Standfestigkeit und geringe Anfälligkeit für Stängelfäule auf. Auch als Mischung mit Stangenbohnen ist sie gut geeignet.